01.09.2017 14:10 von Stephanus Parmann
Der Bezirk Neukölln wird auf dem Lilienthalfriedhof neue Bestattungsflächen mit einer Ausrichtung nach Mekka schaffen. Einen entsprechenden Beschluss plant das Bezirksamt. Hintergrund ist der gestiegene Bedarf an Grabflächen mit dieser Ausrichtung. In Neukölln leben rund 60.000 Menschen muslimischen Glaubens. Das Bestattungsangebot soll dennoch allen Bürgerinnen und Bürgern unabhängig von deren Religion offenstehen.
Damit acht Friedhofsfelder künftig für bis zu 1.600 Neubestattungen zur Verfügung stehen, soll der Friedhofsentwicklungsplan entsprechend geändert werden. Aktuell sind nach dem seit 2006 geltenden Friedhofentwicklungsplan des Landes Berlin keine weiteren Bestattungen auf dem Lilienthalfriedhof vorgesehen. „Im Anschluss und nach der Herrichtung der Flächen durch das Neuköllner Friedhofsamt sei jedoch eine Inbetriebnahme im Jahr 2018 möglich“, so das Büro der Bezirksbürgermeisterin.
Zunächst verfolgte der Bezirk eine ander Strategie: Er wollte den St. Jacobi Friedhof vom Evangelischen Friedhofsverband erwerben. Doch der war zu teuer udn wäre ausßerdem erst 2020 nutzbar geworden. Mit dem landeseigenen Lilienthalfriedhof liegt nun eine Alternativlösung vor
An ihr hat auch die Bürgerplattform „Wir in Berlin“ im Rahmen von Runden Tischen mitgewirkt. Ursprünglich plante der Bezirk, angrenzend an den Friedhof Columbiadamm, ein erweitertes Bestattungsangebot für Muslime zu schaffen. Dieser Plan scheiterte allerdings mit dem Volksentscheid gegen die Bebauung des Tempelhofer Feldes.
Auf den acht landeseigenen, durch den Bezirk verwalteten Friedhöfen werden jährlich rund 1.000 Personen beigesetzt, darunter auch viele Muslime. „Jeder, der in Neukölln lebt, soll sich auch hier bestatten lassen können – mit der Möglichkeit, dass die Familie des Verstorbenen hier gedenken kann“, betotn Bezirksbürgermeisterin Dr. Franziska Giffey (SPD). Ihr zufolge ist es ein „gutes Zeichen für die Integration, dass immer mehr Menschen mit ausländischen Wurzeln auch hier in Deutschland bestattet werden wollen.“
Auf dem Lilienthalfriedhof kann der Bezirk unkompliziert und zeitnah neue Grabflächen schaffen, die den Bedarf ersteinmal decken. Nicht alle Muslime wünschen auch eine muslimische Bestattung – viele entscheiden sich für die bestehenden Angebote auf Neuköllner Friedhöfen. Grundsätzlich stehen die Bestattungsangebote Menschen aller Religionen offen.
Aber auch der Bezirk stößt an Grenzen, was geeignete freie Flächen, die Herrichtung und die Kosten für Unterhaltung und Betrieb angeht, erläutert Giffey. Hier seien auch die muslimischen Gemeinden gefragt, „Verantwortung zu übernehmen und sich entsprechend aufzustellen, um ähnlich wie christliche Gemeinden die Trägerschaft von Friedhöfen übernehmen zu können.“
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