Bundeskanzlerin Merkel besuchte Neuköllner Schule

12.05.2015 19:36 von Stephanus Parmann

Bezirksbürgermeisterin Dr. Giffey empfing Bundeskanzlerin Angela Merkel / Fotos: © Stephanus Parmann

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat heute im Beisein der Neuköllner Bezirksbürgermeisterin Dr. Franziska Giffey und des Schulstadtrats Jan-Christopher Rämer (beide SPD) anlässlich des neunten EU-Projekttags die Neuköllner Röntgen-Schule besucht. Merkel informierte sich über EU-Projekte der Schule und diskutierte anschließend in der vollbesetzten Aula der Schule mit den Schülern. 

Der EU-Projekttag geht auf eine Initiative der Bundeskanzlerin zurück. Er fand erstmals zu Beginn der deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2007 statt. Ziel ist es, jungen Menschen Gelegenheit zu geben, sich intensiv mit der Idee der europäischen Einigung zu beschäftigen. Sie sollen dabei auch Einblicke bekommen, wie Europa in der Praxis gelebt wird. „Der EU-Projekttag soll Lust machen, Europa zu entdecken und mitzugestalten“, heißt es in einer Pressemitteilung der Bundesregierung. So wird der EU-Projekttag stets gemeinsam von Bundesregierung und Bundesländern veranstaltet. Gesprächspartner bei den zahlreichen Veranstaltungen an Schulen im gesamten Bundesgebiet sind neben Bundesministern unter anderem auch Vertreter der Landesregierungen sowie Mitglieder des Deutschen Bundestages, des Europäischen Parlaments, und der Länderparlamente. In der Diskussion der Bundeskanzlerin mit den Schülern der Röntgen-Schule ging es um die Themen Integration und Vorurteile gegenüber Fremden, wobei die Frage nach einer gemeinsamen Integrationspolitik der EU von der Kanzlerin verneint werden musste. „Für Integration sei Europa nicht zuständig“, meinte Merkel und verwies auf den Integrationsgipfel, zu dem das Bundeskanzleramt mit der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Aydan Özoğuz, einlädt.

Wie aber lassen sich in Europa Vorurteile gegenüber Fremden oder Menschen mit so genanntem Migrationshintergrund abbauen, wollten die Schüler wissen. Schließlich seien sie doch alle Menschen. Indem die Menschen aufeinander zugehen, antwortete Bundeskanzlerin Merkel. Dabei gehe es darum, gemeinsam ins Gespräch zu kommen, wie das mit ihr und den Schülern hier der Fall sei. Und man könne gemeinsam etwas unternehmen, um gegenseitige Vorurteile abzubauen. Man dürfe natürlich nicht verallgemeinern, die und die seien so, beispielsweise, dass die Deutschen fleißig seien aber geizig. „Wir brauchen Mut, aufeinander zuzugehen“, betonte die Kanzlerin. Das sei „der einzige Weg, um Vorurteile abzubauen“, so Merkel. Das könne man mit einem Fußballspiel tun oder anderen Dingen. Wichtig sei es, auf beiden Seiten Barrieren abzubauen. Wie das gehe, zeige in Berlin beispielsweise die BVG, die viele Menschen mit Migrationshintergrund beschäftige. Wichtig für eine gute Integration sei das Lernen, insbesondere auch Sprachen zu lernen. Hartz IV sei dagegen kein Lebensmodell, auch wenn der Staat Menschen Hilfe gewähre, wenn sie Hilfe brauchen. Zu guter Letzt war auch das Kopftuchtragen ein Thema. So beklagte eine Schülerin, sie habe Nachteile wegen ihrem Kopftuch bei einer Kita-Bewerbung gehabt. Darauf entgegnete die Kanzlerin, sie möge sich bei einer staatlichen Kita bewerben und erinnerte daran, dass der türkische Staatsgründer Ata Türk ein Kopftuchverbot mit einer strikten Trennung zwischen Staat und Kirche praktizierte, die heutzutage wieder rückgängig gemacht werde.

Im Anschluss an die Podiumsfragerunde beantwortete Merkel trotz Zeitdruck noch zwei Saalfragen. Die eine lautete, ob Deutschland Waffen an Israel verkaufe. Die andere Frage drehte sich darum, warum sich Merkel die Neuköllner Röntgen-Schule für ihren EU-Projekttag-Besuch ausgesucht hatte. Deutschland verkaufe Waffen an Israel, weil sich Israel verteidigen müsse. Darüber hinaus sei es angesichts der Deutschen Geschichte und des Holocaust eine Frage der Verantwortung. Gleichzeitig setze sich Deutschland auch für einen Palästinenserstaat ein.

Bei der Wahl der Schule habe sich Merkel zwischen drei Schulen entscheiden müssen. Die Röntgenschule habe auf sie einen guten Eindruck gemacht, den sie heute bestätigen könne.    

Noch vor ihrem Abschied sang eine gute gelaunte Angela Merkel auf dem Schulhof mit Schülern zusammen ein Lied und ließ sich noch hie und da von einigen Schülerinnen mit dem Handy fotografieren.  

 

 

 

 

 

 

 

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