Neuköllner Ehrennadelverleihung 2015

08.01.2016 00:05 von Stephanus Parmann

Auch Rudower P. Scharmberg (SPD) und K. Peter Mahlo (CDU) gaben Engagierten die Ehre

Sie sind so wichtig für das gemeinschaftliche Zusammenleben im Bezirk wie das Salz in der Suppe: die Neuköllner Ehrenanadelträger. Durch ihren Eifer und ihr vorbildliches Engagement haben sie sich besonders für den Bezirk verdient gemacht. Dafür wurden Uschi Glas, Hans-Joachim Herrmann, Friedemann Walther, Lisa Marie Kwayie,  Gerda Dellbrügge und Claus-Dieter Röchert am 12. Dezember 2015 mit der höchsten Auszeichnung des Bezirks auf Schloss Britz im Beisein vieler Bezirkspolitiker ausgezeichnet. „Sie schenken uns ihre Zeit und Ihre Fähigkeiten, bleiben Sie Ihrer Persönlichkeit treu“, betonte Bezirksverordnetenvorsteher Jürgen Koglin. Er wies die zu Ehrenden darauf hin, dass ihr Name auf einer Messingtafel eingraviert wird, die im 2. Stockwerk des Rathauses für jedermann sichtbar angebracht ist. „Neukölln ist mehr als seine Probleme“, betonte Bezirksbürgermeisterin Dr. Franziska Giffey mit Blick auf die Ehrennadelträger *innen und hob hervor, dass der Staat die Mithilfe der Bürger, die Gutes tun und sich kümmern, braucht, um große Herausforderungen zu meistern. Damit dies gelinge, brauche Ehrenamt allerdings auch Hauptamt, so Giffey, sodass der sich engagierende Bürger den Staat an seiner Seite weiß. Einer, der sich nun seit 20 Jahren für den Bezirk stark macht, ist Hans-Joachim Herrmann (die Buckower kennen ihn als Hajo, Anm. d. Red.) vom Verein „Das sympathische Buckow“. „Als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft „Das sympathische Buckow“ hat  Hans-Joachim Herrmann eine besondere Gabe: Er versteht es wie kein anderer, Menschen für eine Sache zu begeistern und Dispute zu schlichten“, so Giffey. Herrmann hat 1996 die AG Buckow mit gegründet und setzt sich seitdem für die Attraktivität Buckows ein. Zu seinen Erfolgen zählen das Alt-Buckower Dorfteichfest sowie der Alt-Buckower Adventsmarkt. Außerdem engagiert sich Herrmann für den Verein Buckower Dorfteich, für den Förderverein der Jugendverkehrsschulen Neuköllns, für das Projekt „Kinder in Gefahr“ sowie für das Britzer Mühlenfest, das sich ebenfalls zu einer  Erfolgsstory entwickelt. Dabei arbeitet die AG Buckow freundschaftlich mit ortsansässigen Schulen, Kindergärten, Vereinen und der  Evangelischen Kirchengemeinde Alt-Buckow zusammen. 

Lisa Marie Kwayie hat bei den Deutschen Jugendmeisterschaften vier Silbermedaillen und eine Bronzemedaille errungen. „Und das, obwohl sie erst seit fünf Jahren trainiert“,  betonte Giffey in der Laudatio zur Ehrennadelverleihung. Bei den Junioren-Weltmeisterschaften holte sich Kwayie  2014 in den USA mit der 4x100m-Staffel die Bronzemedaille und sicherte sich bei den Deutschen U20-Meisterschaften Silber über 200 Meter und Bronze über 100 Meter. Für diese herausragenden sportlichen Leistungen wurde die 19jährige als Berlins Nachwuchssportlerin des Jahres 2014 geehrt. Nun bleibt ihr noch der Traum, an einer Olympiade teilzunehmen.

Ein As in Sachen Fitness und Ausdauer ist auch Gerda Dellbrügge. Die 75jährige besucht seit vier Jahrzehnten jeden Dienstag das Seniorenwohnhaus Ida-Wolff und betreut dort mit aller Hingabe eine blinde Dame. Darüber hinaus organisiert sie seit zehn Jahren jeden Montag an der Ausgabestelle von Laib und Seele der Dreieinigkeitsgemeinde den Personaleinsatz und gibt die Lebensmittel an Bedürftige aus. Aber damit nicht genug. Im Ida Wolff-Haus ist sie für viele Senioren eine wichtige Gesprächspartnerin und gute Zuhörerin und erledigt für sie auch noch Einkäufe und macht Botengänge. „Frau Dellbrügge schenkt mit ihren wöchentlichen Besuchen den Senior*innen Aufmerksamkeit und Achtung, Geborgenheit und Wärme“, betonte die Bürgermeisterin und heftete ihr die Ehrennadel an. Danach überreichte ihr Koglin einen wunderschönen Strauß Blumen.

Friedemann Walther hatte im Jahr 2015 zwei Mal Grund zu feiern: Die Neuköllner Bürgerstiftung wurde 10 Jahre alt. Und nun wurde ihm auch noch die Ehrennadel verliehen. Als Multi-Kulti bereits schon Tod gesagt wurde, setzten Walther und seine Mitstreiter sich das Ziel, das Miteinander in Neukölln lebender Menschen aus fast 160 Nationen zu fördern und zu stärken. Und das gelingt ihnen bis heute. Schließlich hat Ideengeber Walther mit der bundesweit ersten Stadtteil-Bürgerstiftung in den vergangenen zehn Jahren mit dem Schüler-Mentorenprogramm und der Aktion „Neuköllner Talente“ zwei außerordentlich erfolgreiche Projekte für Kinder und Jugendliche ins Leben gerufen. Und mit den N+Werkstätten sowie den Bürgerpreisverleihungen wurden die unterschiedlichsten Veranstaltungen initiiert. Es ist  sein persönlicher Verdienst, dass die Bürgerstiftung N+ mit vielen prominenten Fürsprechern und Unterstützern aus allen Gesellschaftsbereichen heute finanziell auf soliden Füßen steht. Das trifft auch auf den gemeinnützigen Verein brotZeit e.V.” zu. Es war eine schlichte Meldung, die die Schauspielerin Uschi Glas 2009 dazu bewog, ihn zu gründen: Jedes vierte Schulkind in Deutschland geht mit knurrendem Magen in die Schule, lautete die Nachricht, die Glas dazu motivierte, „mit brotZeit e.V. ein logistisches Meisterstück sozialen Engagements“ zu vollbringen: In Deutschland werden zurzeit 6.300 Kinder an 152 Schulen jeden Morgen von 900 engagierten Seniorinnen und Senioren mit einem Frühstück versorgt und erhalten am Nachmittag eine umfassende Betreuung. Allein in Neukölln versorgt der Verein inzwischen 320 Kinder an acht Schulen, um ihnen einen chancengleichen Start ins Leben zu ermöglichen. Glas neues Ziel: Sie will ihre Arbeit auf alle Neuköllner  Grundschulen ausweiten. Um starke Partner aus der Wirtschaft und private Spender für „brotZeit e.V.” zu finden, setzt Uschi Glas ihre ganze Kraft, Persönlichkeit und Popularität ein. „Dafür möchte Neukölln ihr danken, denn der Bezirk braucht starke Partner, damit ein friedvolles Miteinander gelingen kann“, so Bezirksbürgermeisterin Giffey. Einer dieser Partner ist Claus-Dieter Röchert. Er versah als Polizist rund 40 Jahre lang seinen aktiven Polizeidienst überwiegend in Neukölln, wo er Mitglied des Arbeitsgebietes Integration, Migration in der Polizeidirektion 5 war. 20 Jahre lang leitete er die Abteilung und spannte ein umfangreiches Netzwerk aus Moscheen, Verbänden und Vereinen unterschiedlicher migrantischer Communities sowie weiterer Organisationen. Röchert löste während seiner Amtszeit unzählige Konflikte und wendete viele Gefahren ab, indem er seine Autorität in migrantischen Gemeinschaften geltend machte. So vermittelte er mit seinem Team bei Streitigkeiten zwischen Familien, Moscheen und Vereinen stets mit Klugheit und Diplomatie. In einer Zeit, als in Neukölln jugendliche Straftäter das Schulleben massiv störten, war sein Team sofort vor Ort und befriedete den Streit. Sein Wort galt viel im Neuköllner Norden. So hat sich Röchert um Neukölln sehr verdient gemacht und weit über das dienstliche Maß hinaus zur friedlichen Integration beigetragen.

 

 


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