Grimme Preis geht nach Neukölln

24.03.2016 11:42 von Stephanus Parmann

Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey freut sich über die Ehrung und gratuliert "welrecorder"

Bild: rbb/ARTE/weltrecorder

Das Grimme-Institut hat kürzlich im Essener Grillo-Theater die Gewinner für seinen renommierten Preis bekannt gegeben. Ausgezeichnet wurden in diesem Jahr insgesamt 14 Produktionen in vier Wettbewerben, darunter auch eine aus dem Bezirk Neukölln: Das Neuköllner Produktionsteam weltrecorder hat für sein arte/rbb-Format „Streetphilosophy“ den Innovationspreis 2016 im Wettbewerb Unterhaltung/Spezial gewonnen. Den Preis werden Dominik Bretsch
, Simon Hufeisen und Søren Schumann
 am 8. April in  Marl bei der 52. Grimme-Preisverleihung entgegennehmen.

Mit einem Grimme-Preis werden Fernsehsendungen und Leistungen ausgezeichnet, die für die Programmpraxis vorbildlich und modellhaft sind. Leitziel der im Grimme-Preis institutionalisierten Fernsehkritik ist eine umfassende Auseinandersetzung mit dem Fernsehen, das als zentrales und bedeutsames Medium mit vielfachen gesellschaftlichen Bezügen und Wirkungen verstanden wird. Bezirksbürgermeisterin Dr. Franziska Giffey gratulierte den jungen Regisseuren und Producern von weltrecorder sehr herzlich zu dieser herausragenden Leistung. Damit werde einmal mehr deutlich, dass Neukölln schon heute einer der führenden Berliner Innovationsstandorte ist, dessen Ideenreichtum deutschlandweit und darüber hinaus Beachtung finde. „Ich wünsche „weltrecorder“ alles Gute und freue mich, dass sie den Grimme Preis 2016 nach Neukölln holen konnten.“

Das Prinzip von Format Streetphilosophy ist einfach: Der Zuschauer begibt sich mit Jonas Bosslet auf einen Weg quer durch Berlin (und auch schon mal durch Brandenburg) auf der Suche nach Fragen und Antworten zu großen Themen und großen Gedanken berühmter Philosophen. „Camus: Bestimme dein Schicksal“, heißt die erste Folge. Danach kommen „Lebe für den Ruhm“, „Thoreau: Brich das Gesetz, wenn es gegen die Moral ist“ und „Vereinfache dein Leben“. Dicke Bretter für gerade einmal halbstündige Sendungen.
 Reporter Bosslet trifft auf diesem Weg Menschen, zumeist nicht prominent, in deren privatem oder beruflichem Umfeld und redet mit ihnen. Zum Thema Freiheit radelt er beispielsweise neben einer Kurierfahrerin her und diskutiert ihren Begriff von Freiheit, den sie unter anderem durch ihre Arbeit auf den Straßen Berlins definiert. Er trifft WissenschaftlerInnen, AussteigerInnen, MusikerInnen. In wenigen Minuten schaffen die kurzen Gespräche und interessanten Einblicke stets ein bisschen mehr Verständnis. Dazwischen und am Ende ordnet Bosslet das Gehörte und Gesehene ein, stellt neue Fragen und treibt die Sendung so voran. Wohin? „Was das Ziel ist, ist total egal. Es geht darum, dass es dein Berg ist und dein Weg“, heißt es am Ende der ersten Folge.

Begründung der Jury: „Die Macher von „Streetphilosophy“ schaffen es, in den kurzen Folgen tiefe Themen zu behandeln – und das in einem Format, das sonst für seine Oberflächlichkeit bekannt ist. Dass die ZuschauerInnen einem Reporter oder einer Reporterin folgen, wie er oder sie herausfindet, wo es das beste Essen gibt oder wie man die wahre Liebe findet, ist nicht neu. Doch in einer halben Stunde den großen Philosophen und/oder großen Fragen nachzuforschen, das ist außergewöhnlich. 
Dabei zelebrieren Reporter Jonas Bosslet sowie die Macher hinter der Kamera, Dominik Bretsch und Simon Hufeisen, im besten Sinne konsequentes Erwachsenenfernsehen: Sie nehmen ihre Zuschauer – die häufig als oberflächlich und entscheidungsunwillig beschriebene Generation Y – ernst.“ Fernsehen kann man auch fühlen. Das zeigt „Streetphilosophy“. Lobenswert ist für die Jury auch die Ästhetik des Formats. „Die Schwarz-Weiß-Optik ist bei solch einem Format ungewöhnlich, doch sie ist stimmig. Die Bildsprache ist zurückgenommen und dadurch umso wirkungsvoller. Und „Streetphilosophy“ hält, was es verspricht: Es nimmt die Zuschauer mit, auf die Straße, auf eine Reise, die das verdeutlicht, was Philosophie auch ist, eine Suche – auf ungewissem Weg und mit ungewissem Ziel.

 

 

 

 

 

 

 

 

Zurück