Herzinfarkt – Wie kann Wirkstoff Roxadustat schützen?

01.02.2021 08:25 von Stephanus Parmann

Tiburcy, Foto: UMG
Die Zahl der durch einen Herzinfarkt verursachten Infarkttoten in Deutschland hat sich halbiert. Trotzdem war ein Herzinfarkt 2015 die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Männer sind nachweisbar häufiger betroffen als Frauen. Dennoch: Frauen haben neueren Untersuchungen zufolge im ersten Jahr nach einem Herzinfarkt ein 1,5-mal höheres Risiko als Männer, an den Folgen eines Infarkts zu sterben. Generell erleiden sie aber seltener einen Herzinfarkt als Männer, schreibt das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung. Die Fakten sind erschreckend. In Zahlen formuliert erleiden rund 220.000 Menschen einen Herzinfarkt, 50.000 Patienten sterben daran. Aber was passiert bei einem Herzinfarkt: Bei einem Herzinfarkt wird das Herzmuskelgewebe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt (Hypoxie), weil ein akuter Verschluss eines Herzkranzgefäßes vorliegt. Je mehr dann Zeit ohne eine Behandlung vergeht, desto mehr Herzmuskelzellen sterben. Um aber den Schaden für das Herz durch einen Herzinfarkt einzugrenzen, ist es besonders wichtig, die Herzdurchblutung zeitnah wieder herzustellen. Das aber ist mit Gefahren verbunden. Denn die Wiederherstellung des unterbrochenen Blutflusses (Reperfusion) kann die Zellen des Herzmuskels zusätzlich schädigen, wenn nämlich die Sauerstoffversorgung im Gewebe schlagartig ansteigt. Die Folge ist ein so genannter Reoxygenierungsschaden. Wie aber kann man diese Gefahr umgehen? Das fragte sich Prof. Dr. Malte Tiburcy. Herzforscher am Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Universitätsmedizin Göttingen. Er entdeckte einen Weg, mit dem sich die unerwünschte Schädigung der Herzzellen nach einer Wiederherstellung des Blutflusses vermindern lässt. Er untersuchte mit Hilfe eines humanen, präklinischen Modell von Herzmuskulatur, das durch Sauerstoffmangel und erhöhte Sauerstoffversorgung (Reoxygenierung) geschädigt wurde, welchen Effekt die Gabe der Substanz Roxadustat hat. Bekannt ist, dass Roxadustat den zell-internen Sauerstoffsensor stabilisiert, den so genannten Hypoxia Inducible Factor, kurz HIF. In den Untersuchungen von Dr. Tiburcy zeigte sich, dass eine kurzzeitige Gabe von Roxadustat im Anschluss an die Hypoxie (Sauerstoffmangel des Herzmuskelgewbes) einen schützenden Effekt vor einem Reoxygenierungsschaden hat. Ebenso verbesserte sich sichtbar die Fähigkeit des Herzmuskels, sich aktiv zusammenzuziehen. Das gibt von Herzinfarkt betroffenen Patienten in Zukunft Hoffnung. Hintergrund: „Da sich Roxadustat bereits als Therapie der Blutarmut bei Nierenschwäche im europäischen Zulassungsverfahren befindet, besteht die Hoffnung, dass die herzschützende Wirkung der Substanz zügig auch in die Therapie nachHerzinfarkt weiterentwickelt werden kann“, hofft Dr. Tiburcy.
Stephanus Parmann 

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