Hörstörungen sollte man ernst nehmen

01.04.2021 19:24 von Stephanus Parmann

Hörgeräte können bei Schwerhörigkeit an Grenzen kommen, Foto: Parmann

Hörstörungen haben einen großen Einfluss auf die Lebensqualität im Alltag. Die Kommunikation mit anderen ist erschwert, es macht schon Mühe Fernsehen zu schauen, zu telefonieren und insgesamt am puren Leben mit anderen teilzunehmen. Außerdem legen Studien nahe, dass Schwerhörige ein höheres Risiko für Demenzerkrankungen mit sich bringen. Auch die Sturzgefahr ist erhöht. Hörstörungen sollten also nicht ignoriert, sondern mit einem Hals-Nasen-Arzt abgeklärt werden. Der medizintechnische Fortschritt ist heute so weit, dass auch Menschen mit einer hochgradigen Schwerhörigkeit die Möglichkeit erhalten, wieder Hören zu erlernen, um am ganzen Leben teilzunehmen. Das geht mit einem einem Cochlear Implantat (CI). Damit können auch hochgradig Schwerhörige wie Marion Oppelt aus Schönau-Berzdorf wieder ihren Alltag besser bewältigen. Sie hat Ende 2019 ein CI für ihr rechtes Ohr bekommen. Jahrelang hatte die 67-Jährige nach einem Hörsturz Hörgeräte an beiden Ohren getragen. „Nach und nach konnte ich schlechter hören“, sagt sie. Marion Oppelt kam in die Reha. Nach nur einem Jahr in der Reha kann sie Dank des Cochlear Implantats wieder besser hören. Dabei kombiniert ihr Gehirn den elektrischen Klang – Patienten vergleichen ihn anfangs meist mit Mickey Maus – vom rechten Ohr mit dem natürlichen Klang vom linken Ohr zu einem einheitlichen Geräusch. „Ich bin dankbar über das CI,“ weil ich mich jetzt besser verständigen kann“, sagt sie. Was gutes Hören ausmacht, das zeigen Erkenntnisse aus der Altersforschung. So ist bei Demenzpatienten die Hörrehabilitation ein wichtiger Faktor, damit sich die Demenzerkrankung weniger schnell entwickelt. „Wer nichts mehr hört, kann nicht verstehen, auch nicht intellektuell“, betont Prof. Thomas Zahnert, Direktor der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Sächsischen Cochlear Implant Centrum (SCIC) am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden. „Schwerhörige verlernen das Zuhören. Die Erkrankung trennt sie somit von den Menschen.“


Das alles muss nicht sein, denn Patienten können mit einem Cochlear Implantat mitunter ihre gewohnten Höreindrücke zurückerlangen. „Das Gehirn schafft dabei Meisterleistungen, wenn es die digitalisierten Stimulationen in naturnahe Höreindrucksmuster verwandelt“, weiß Prof. Thomas Zahnert. Zum Welttag des Hörens haben Mediziner aus der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden darauf aufmerksam gemacht, dass sich Patienten mit der Vermutung eines Hörschadens rechtzeitig bei einem Arzt vorstellen sollen. Wer hinnimmt, dass sich das Hören auf einem Ohr verschlechtert und sich dafür auf das andere verlässt, riskiert Schäden nicht nur für das Ohr, sondern eben auch im Kommunikationsverhalten. Hinzu kommt: Durch den technischen Fortschritt kommen Patienten mit einer hochgradigen Schwerhörigkeit heute besser mit einem Cochlear-Implantat zurecht als mit einem an der Verstärkungsgrenze arbeitenden Hörgerät, so Zahnert. Mit einem Cochlear Implantat (CI) haben Patientinnen und Patienten die Möglichkeit, das Hören wieder neu zu erlernen und damit ihren Alltag besser zu bewältigen. Patienten können teilweise ihre gewohnten Höreindrücke zurückerlangen. „Das Gehirn schafft dabei Meisterleistungen, wenn es die digitalisierten Stimulationen in naturnahe Höreindrucksmuster verwandelt“, hebt Prof. Thomas Zahnert, Direktor der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde hervor.

Allgemein verschlechtert sich mit dem 35. Lebensjahr das Hören bei Männern und Frauen. Ab dem 60. Lebensjahr kann es zur Altersschwerhörigkeit kommen. Oftmals werden erste Anzeichen dafür ignoriert, betonen die HNO-Spezialisten des Dresdner Uniklinikums zum Welttag des Hörens. Doch wer frühzeitig einen Arzt aufsucht und sich untersuchen lässt, der entgeht möglichen Folgeschäden. Denn mit zunehmendem Alter verliert das Gehör sein Dynamikvermögen. Werden zunächst nur besonders leise Geräusche nicht mehr gehört, kann es später dazu kommen, dass Betroffene zwar hören, dass etwas gesprochen wird, dies aber nicht mehr verstehen. Der Informationsgehalt der Geräusche geht verloren. Menschen mit hochgradiger Schwerhörigkeit und Hörgerät sollten sich beim HNO-Arzt vorstellen, wenn sie in einer normalen Sprechsituation nur noch die Hälfte verstehen. „Dann kann durchaus ein Cochlear Implantat das Mittel der Wahl sein“, sagt Prof. Marcus Neudert, stellvertretender ärztlicher Leiter im Sächsischen Cochlear Implant Centrum (SCIC).



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