1. Geschützter Radfahrstreifen in Neukölln

31.07.2019 20:38 von Stephanus Parmann

Der mit Pollern geschützte Radfahrstreifen mit 2,60m Breite wurde am 10. Juli durch Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) freigegeben und geht vom Hermannplatz bis zur Reuterstraße und führt dann auf einem regulären Radfahrstreifen bis zur Weichselstraße weiter. In entgegengesetzter Fahrtrichtung wird ein Radfahrstreifen markiert. Aufgrund der zahlreichen Grundstückszufahrten und abgehender Straßen wird in diese Richtung auf die Einrichtung von Pollern verzichtet. Wie auf der restlichen Karl-Marx-Straße wird nach den Arbeiten für den Autoverkehr nur noch eine Spur pro Richtung bestehen. 

Was für die US-Amerikaner und Lateinamerikaner schon längst selbstverständlich ist, löst in Berlin noch Befremden aus, besonders bei Autofahrern. So ist das auch am heutigen 10. Juli. Gerade als die neue Radfahranlage offiziell durch Bezirksbürgermeister Martin Hikel freigegeben wird, fährt ein PKW die geschützte Strecke entlang und muss von Ordnungsamtskräften gestoppt werden. „Mit dem ersten geschützten Radstreifen schaffen wir mehr Sicherheit für Radfahrende und gleichzeitig mehr Übersichtlichkeit für den Autoverkehr“, ist Hikel überzeugt. Wenn sich Rad- und Autofahrende weniger oft in die Quere kommen, so der Bügermeister, führe das insgesamt zu mehr Lebensqualität. Der Radstreifen sei von daher „eine Bereicherung für die Menschen im Kiez.“ Die geschützten Radfahrstreifen sind ein Modellversuch und sollen in Berlin fünf Jahre lang erprobt werden. Im Rahmen der begleitenden Untersuchung werden verschiedene Schutzformen und Materialien getestet und Radfahrer nach ihren Erfahrungen befragt, so die Senatsverkehrsverwaltung.

 

Während also geschützte Radfahrstreifen bei den autoverrückten Amerikanern längst zum Straßenalltag gehören, so in US-Metropolen wie beispielsweise New York (auf 480 Meilen in beide Fahrtrichtungen) und Chikago (auf 250 Meilen), sind geschützte Radfahrstreifen in Deutschland weder in der Straßenverkehrsordnung, noch in den bundesweiten Regelwerken als Standardlösung verankert. Das wird sich sicher ändern. Der geschützte Radfahrstreifen ist aber nicht die einzige Maßnahme, die der Bezirk in Sachen fahrradfreudliches Neukölln umgesetzt hat. Auf den bereits umgebauten Abschnitten der Karl-Marx-Straße wurden Ende Juni ausgewiesene Radfahrstreifen farblich markiert, da sie in der Praxis und Realität oftmals von PKWs zugeparkt wurden, die in zweiter Reihe parken. Die Folge: Der Fahrradfahrer musste in den fließenden Verkehr ausweichen. In einem ersten Bauabschnitt sind nun zwischen Uthmannstraße und Kienitzer Straße die Radstreifen grün und in den Kreuzungsbereichen rot markiert. „Die farbliche Markierung wird den Radstreifen besonders hervorheben. Ich erhoffe mir davon mehr Übersichtlichkeit für alle Verkehrsteilnehmende, vor allem aber auch mehr Respekt vor den Radfahrenden“, so Hikel. Als passionierter Radfahrer weiß er, dass die bisherige Situation unbefriedigend ist und „zu einer konkreten Gefährdung von Radfahrenden“ führt. „Auch deshalb wird das Neuköllner Ordnungsamt weiterhin schwerpunktmäßig die Karl-Marx-Straße kontrollieren“, verspricht Hikel.

 

 

 

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