24.01.2021 19:14 von Stephanus Parmann
Nach der vor allem digital gehaltenen Festivalausgabe des vergangenen Jahres sind die kommenden 48 STUNDEN NEUKÖLLN als hybrides Festival geplant, bei dem besonders viele Projekte im öffentlichen Raum reale Publikumsbeteiligung ermöglichen sollen – natürlich unter Beachtung der im Juni geltenden Regeln, so die Festivalmacher.
Das Festivalthema 2021 lautet „Luft“.
Es liegt etwas in ihr, sie umgibt uns, durchdringt uns, ist unsichtbar und allgegenwärtig. Ohne sie kennen wir kein Leben. Vom ersten Schrei, dem Öffnen der Lungenflügel, bis hin zum letzten Atemzug durchströmt sie uns. In einem lebensgebenden Kreislauf, dessen beständiger Rhythmus Sauerstoff im Körper anreichert und aufzehrt, im Wachen wie im Schlafen.
Viele Kulturen kennen einen Schöpfungsmythos, in dem die Beseelung des Menschen mit seiner Beatmung einhergeht und ein göttlicher Odem eingehaucht wird. In der Luft leben die Geister und die Phantasie. Pegasus, das geflügelte Pferd der Dichtkunst, schwang sich in sie empor. Die Winde trugen Namen und waren einst als eigenständige Wesen gesehen, die Kunde und Jahreszeiten brachten und Schiffe um die Erde trieben.
Die Luft transportiert unsere Worte als Schwingungen, sie macht Klänge und Musik überhaupt erst hörbar. Sie streut das Licht und breitet einen schillernden Himmel anstelle des schwarzen Weltalls über uns aus. Die Luft ist Trägerin aller Gerüche, sie ist unser Medium zur Wahrnehmung der Welt - und wird selbst von allem durchdrungen.
Seit jeher hat die Luft uns Menschen fasziniert – in ihr aufzusteigen, das Fliegen zu erlernen, den Luftraum zu erobern und seine Freiheit und Grenzenlosigkeit zu spüren. Im Anthropozän haben wir schmerzlich gelernt, dass die Grenzenlosigkeit der Luft auch bedeutet, dass klimatisch katastrophale Auswirkungen unseres Handelns die Atmosphäre des gesamten Planeten vergiften. Die Luftverschmutzung ist der Schauplatz ökologisch-ökonomischer Ungerechtigkeit: Industriell und konsumgetriebene Emissionen können mit Zertifikaten legitimiert werden, treffen in ihrer Konsequenz aber die Ärmsten der Armen besonders hart.
Das wiederholte „I can't breathe“ wurde zur Metapher für den nicht enden wollenden strukturellen Rassismus, nicht nur in den USA sondern auf der ganzen Welt.
In all diesen Spannungsfeldern zwischen dem „Nichts“ der Windstille und dem Tosen des Sturms, zwischen Einatmen und Aushauchen, Göttlichem und Tödlichem, Luftschlössern und Windmühlen, sucht das Festival nach künstlerischen Auseinandersetzungen mit der Luft.
Das Festival findet vom 18. bis 20. Juni 2021 statt.
Noch bis zum 7. Februar können Bewerbungen auf der Festivalwebsite eingereicht werden. Die Festivalleitung und das Team der 48 STUNDEN NEUKÖLLN beraten gerne bei Fragen zur Umsetzung, der Raumsuche und notwendigen Genehmigungen sowie in Bezug auf die Beantragung von Fördermitteln.
Registrierung und Bewerbung für das Festival unter www.anmeldung.48-stunden-neukoelln.de
Bewerbungsschluss für Festivalbeiträge: 7. Februar 2021.
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