Neuer Medikamenteneffekt bei Blutgerinnungshemmer entdeckt

15.03.2021 08:25 von Stephanus Parmann

Foto: (c) Parmann, Symbolbild

Das Zusammenspiel von Herzinfarkt und Blutgerinnsel ist weltweit häufig eine Todesursache. Thromben (durch Blutgerinnung entstandene Blutpfropfe) in den Herzkranzgefäßen können dazu führen, dass die Gefäße verschlossen werden. Was dagegen helfen kann, sind Medikamente zur Hemmung der Blutgerinnung, im Volksmund „Blutverdünner“ genannt. Doch einige dieser Medikamente haben keine schützende Wirkung auf das Herz. Das hat eine Gruppe von Wissenschaftern um Prof. Dr. Berend Isermann, Direktor des Instituts für Laboratoriumsmedizin, Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik an der Universität Leipzig entdeckt. Konkret hat die Gruppe um Isermann „herausgefunden, dass verschiedene Blutgerinnungshemmer, die bei älteren Patienten zu den wichtigsten Medikamenten gehören, eine schützende oder eben keine schützende Wirkung auf das Herz bei einem Infarkt haben“, so der Studienleiter. Medikamente zur Hemmung der Blutgerinnung, so genannte Antikoagulanzien (DOACs) werden auch in Tablettenform verabreicht. Der Vorteil: Eine permanente ärztliche Überwachung ist nicht notwendig. Nun wirken Antikoagulanzien nach dem Schlüssel-Loch-Prinzip. Dieser neue Mechanismus erlaubt es, gezielt einzelne Gerinnungsfaktoren zu hemmen beziehungsweise auszuschalten. So kann die Wirkung einzelner Gerinnungsfaktoren aufgehoben werden. Insoweit, so gut. Die Leipziger Forschungsgruppe untersuchte nun aber nicht nur die gerinnungshemmenden Faktoren der DOACs, sondern auch weitere Effekte. Sie zeigen mit ihrer Studie auf, dass es im Falle eines Herzinfarktes allerdings einen Unterschied macht, welche Gerinnungsfaktoren durch das eingenommene Medikament gehemmt werden. Ein Versuch mit Mäusen zeigte, dass die herzschützende Wirkung bei verschiedenen Antikoagulanzien unterschiedlich stark ist, und dies bei gleicher Wirksamkeit gegen Thrombose. Es zeigte sich, dass DOACs ebenso durch davon unabhängige zelluläre Effekte wirken, die den Herzmuskel entweder schützen oder schädigen. Diese Effekte wiederum hängen zum Teil von einer unterschiedlichen Aktivierung von Protein C ab, einem zellschützenden Faktor. Protein C gehört zur Gruppe der Blutgerinnungsfaktoren, die in der Leber gebildet werden und die die Blutgerinnung hemmen. Ein Mangel an Protein C kann eine Thrombose begünstigen.

Isermann zieht ein Fazit: „Die Ergebnisse werden, falls sich die Befunde in klinischen Studien bestätigen, Auswirkung auf die Wahl der Medikamente zur Blutgerinnung bei Patienten haben“. Ferner zeige die Untersuchung, dass präklinische und klinische Studien in Zukunft zusätzliche Effekte berücksichtigen müssen, wenn die Sicherheit und Wirksamkeit von Antikoagulanzien bewertet werden. Was bleibt ist, dass Ärzte weiterhin abwägen werden zwischen Vor- und Nachteilen einzelner Blutverdünnermittel. Schließlich macht es eben doch einen Unterschied, welche Gerinnungsfaktoren durch DOACs gehemmt werden. Bei der Wahl des geeigneten Gerinnungshemmers spielen zudem das Alter, weitere Erkrankungen, mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und eher seltener, Allergien eine Rolle.

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