UPDATE: Angriff auf die Buchhandlung Leporello in Rudow

14.12.2016 01:10 von Stephanus Parmann

Insgesamt gab es vier Anschläge in dieser Nacht

Die Schaufensterscheiben der Buchhandlung Leporello in Rudows Krokusstraße sind in der Nacht von Sonntag auf Montag (12.12.2016) eingeworfen worden. Es ist von einer rechtsextrem motivierten Gewalttat auszugehen. Buchladenbesitzer Heinz Ostermann führte am 2. Dezember 2016 in der Leporello Buchhandlung eine gut besuchte Veranstaltung mit dem Titel „Was tun gegen die AfD? Aufstehen gegen Rassismus!“ durch. Schließlich ist Ostermann aktiver Teil der Initiative „Neuköllner Buchläden gegen Rechtspopulismus und Rassismus.“ Zu dem Angriff auf sein Geschäft sagt Ostermann: „Es ist mehr als bedenklich, dass eine solche Einschüchterungsstrategie verfolgt wird.“

Die Neuköllner Buchläden gegen Rechtspopulismus und Rassismus ist eine Initiative aus zwölf lokalen Buchhandlungen. Sie positionieren sich öffentlich gegen die bedrohliche Zunahme von Rassismus und Ausgrenzung in der deutschen Gesellschaft. Um dieser negativen Entwicklung entgegenzutreten, veranstaltete die Initiative im November und Dezember 2016 eine Veranstaltungsreihe. Thematischer Schwerpunkt war dabei der Aufstieg der rechtspopulistischen AfD und die daraus erwachsenen Probleme für eine demokratische Gesellschaft.

Der Schaden an der Schaufensterscheibe der Leporello Buchhandlung ist so gravierend, dass die Scheiben ausgetauscht werden müssen. Durch die Würfe von vier Pflastersteinen ist das Glas an mehreren Stellen großflächig gesplittert. Da auf dem Bürgersteig vor dem Buchgeschäft keine Pflastersteine fehlen, geht Ladenbesitzer Heinz Ostermann davon aus, dass die Steine gezielt für die Tat mitgebracht wurden.

Nicht nur die Leporello Buchhandlung wurde in der Nacht von Sonntag auf Montag (12.12.2016) in Neukölln attackiert. Unbekannte verübten einen Brandanschlag auf das linkspolitisch engagierte Café k-fetisch in der Wildenbruchstraße 86. Einem Bericht der Berliner Zeitung zufolge geht die Polizei im Falle des k-Fetisch von einem politisch motivierten Angriff aus. Bei diesem wurde unter einem aufgebrochenen Rollladen ein Brandsatz deponiert, wie die Betreiber*innen auf Facebook berichten. Glücklicherweise kam dabei kein Mensch zu Schaden. Der Staatsschutz ermittelt. Hintergrund: Auf der inzwischen nicht mehr existenten Facebook-Seite der „Freie Kräfte Berlin Neukölln“(FKBN) wurde im August dieses Jahres eine Grafik mit dem Titel „Neukölln wehrt sich gegen Linksextreme" veröffentlicht. Dort wurden die Adressen von sich antifaschistisch engagierenden Einrichtungen, Parteien und Projekten publik gemacht:

http://buendnis-neukoelln.de/2016/09/15/neukoellner-nazis-veroeffentlichen-feindliste/

Auch das „k-fetisch" wurde dort aufgeführt.

Ein dritter Anschlag in derselben Nacht galt einer Privatwohnung im Schillerkiez. Hier wurden um 3.20 Uhr die Fenster mit einem Stein und einem Nutellaglas mit Farbe eingeworfen - das schreibe die betroffene Person, so die unter anderemvon der Senatserwaltung unterstützte Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus. Auch hier sei glücklicher Weise niemand verletzt worden. Im Juli dieses Jahres wurde derselben Person unweit der Wohnung das Auto angezündet.

Bei einem vierten Anschlag, erneut auf eine Privatwohnung, haben sich die Betroffenen haben an die Mobile Beratung gegen Rechts gewandt und möchten diese Informationen weitergeben: Auf eine Neuköllner Wohnung außerhalb des S-Bahnringes wurden ebenfalls in der Nacht von Sonntag auf Montag mindestens ein Stein und ein Glas mit Farbe geworfen. Am frühen Montagabend (12.12.) gab es einen weiteren Steinwurf durch ein Doppelfenster. Die Betroffenen haben sich sichtbar nach außen gegen Nationalismus und Chauvinismus positioniert. Deshalb wurden sie vermutlich angegriffen.

„Es ist erschütternd, in welcher Regelmäßigkeit diese Anschläge mittlerweile stattfinden. Die gesellschaftliche Verrohung nimmt bedrohlich zu, kommentiert der Neuköllner SPD Fraktionsvorsitzende Martin Hikel die Gewalttat.„Umso wichtiger ist es zu betonen, dass wir Demokratinnen und Demokraten zusammenstehen. Unsere volle Solidarität gilt den Betroffenen und all denjenigen, die sich bedroht fühlen. Klar ist: Wir sind mehr und stärker und lassen uns nicht einschüchtern. Wir werden uns nicht verstecken, im Gegenteil: Wir zeigen Gesicht!"

Informationen zur Mobilen Beratung gegen Rechts finden Interessierte unter:

www.mbr-berlin.de

 

 

 

 

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