Bürgerbeteiligung – Umbenennung der Wissmannstraße gestartet

29.06.2020 20:29 von Stephanus Parmann

Heute ist ein Beteiligungsprozess unter den Einwohnerinnen und Einwohnern Neuköllns sowie Neuköllner Initiativen gestartet worden. Es geht um die Umbennung der Wissmannstraße. Gesteuert wird der Beteiligungsprozess im Auftrag der Bezirksverordnetenversammlung durch die Abteilung Bildung, Schule, Kultur und Sport, Amt für Weiterbildung und Kultur.

Hintergrund: Am 20. August 2019 hat die Bezirksverordnetenversammlung von Neukölln (BVV) beschlossen, eine geschichtliche Aufarbeitung des Straßennamens „Wissmannstraße“ zu initiieren. Das Ziel soll die Umbenennung der Wissmannstraße sein. (Drucksache 0089/XX – Geschichtliche Aufarbeitung Wissmannstraße). Warum, erklärt sich aus dem Wirken von Herrmann Wissmanns (1853–1905), Reichskommissar und Gouverneur von damals Deutsch-Ostafrika, dem heutigen Tansania, Burundi und Ruanda. Er trug mit militärischen Expeditionen maßgeblich zur gewaltsamen Kolonialisierung bei. Da sich die einheimische Bevölkerung gegen die Kolonialisierung ihrer Länder zur Wehr setzte, hatte Wissmann als Reichskommissar den Auftrag, „geordnete politische Verhältnisse“ in die deutsche Kolonie zu bringen. Mit einem Militärfeldzug massakrierte die deutsche Armee dabei die afrikanische Bevölkerung, um deren Widerstand zu brechen. Wissmanns Kriegsführung wurde dabei selbst von anderen Kolonialoffizieren als äußerst barbarisch beschrieben.

Im Zuge der Kolonialisierung Afrikas und anderer Teile der Welt durch das Deutsche Reich und andere europäische Länder wurden schwere Verbrechen begangen. Die Täter sollen nicht weiter posthum durch Straßennamen geehrt werden. Die Bezirksverordnetenversammlung von Neukölln (BVV) hat daher die Umbenennung der Wissmannstraße beschlossen.

Die Bewohnerinnen und Bewohner der Wissmannstraße wurden heute per Wurfsendung mit beigelegtem Flyer über das Verfahren informiert und damit zur Mitarbeit aufgerufen. Die Flyer sind ebenfalls im Haus der Bildung, Boddinstraße 34, erhältlich. „Wir möchten die Anwohnerinnen und Anwohner der Wissmannstraße und die Bürgerinnen und Bürger Neuköllns dazu informieren und herzlich dazu einladen, Vorschläge für einen neuen Namen einzureichen“, so das Amt.

Welche Namen können vorgeschlagen werden?

Gesucht wird vorzugsweise eine Namensgeberin die in Neukölln gelebt und/oder gewirkt hat und sich um den Bezirk besonders verdient gemacht hat oder die Widerstand gegen die Kolonialmächte geleistet hat oder sich gegen rassistische und koloniale Strukturen eingesetzt hat.

Die Straße kann nur nach einer bereits verstorbenen Person benannt werden. Es darf keine gleich- oder ähnlich lautenden Straßennamen in Berlin geben. Der Name darf dem Ansehen Neuköllns nicht schaden: Personen die an Verbrechen gegen die Menschlichkeit sowie der Beseitigung demokratischer Strukturen beteiligt waren, werden nicht berücksichtigt.

Wer darf einen Namen vorschlagen?

Vorschlagsberechtigt sind Personen und Initiativen aus Neukölln.

Wer wird über den Namen entscheiden?

Aus den Vorschlägen wählt eine Jury Namen aus und schlägt sie der Bezirksverordnetenversammlung von Neukölln zur Wahl vor. Die Jury besteht aus Experten und Vertretern der Zivilgesellschaft sowie einer / einem Bürgervertreter aus der Wissmannstraße. Sollten keine geeigneten Namensvorschläge gemäß den oben genannten Kriterien eingereicht werden, erarbeitet die Jury eigene Namensvorschläge.

Das Bezirksamt Neukölln nimmt Namensvorschläge online bis zum 26. Juli 2020 entgegen:

www.berlin.de/ba-neukoelln/umbenennung-wissmannstrasse

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