05.09.2013 08:04 von Stephanus Parmann
Nachdem der Schulstadträtin Dr. Franziska Giffey bekannt wurde, dass auf dem Grundstück Neudecker Weg - Ecke August-Fröhlich-Straße eine 500m2 große ehemalige Wirtschaftsbaracke des Zwangsarbeiterlagers Rudow I-III steht, die vom Landesdenkmalamt unter Denkmalschutz gestellt wurde, schienen ihr die Felle wegzuschwimmen. Schließlich wollten sie und der Bezirk hier so schnell wie möglich mit dem Bau der neuen Clay-Schule beginnen. Das Grundstück Neudecker Weg - Ecke August-Fröhlich-Straße, das im Zuge eines Immobiliengeschäfts verkauft wurde, steht dem Bezirk Neukölln seit 2011 nach einer im Zuge der Finanzkrise erfolgten Rückabwicklung wieder zur Verfügung. Schleunigst leitete der das Bebauungsplanverfahren ein, erstellte in Abstimmung mit der Schule ein umfangreiches Bedarfsprogramm für Räume und Ausstattung und reichte dieses bei der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft ein. Die prüfte und billigte es für die neue achtzügige Schule mit Musikprofil und Stadtteilbibliothek – mit dem Finanzbedarf in Höhe von 41,2 Mio. Euro.
Um schnellstens Klarheit über die künftige Nutzung der Wirtschaftsbaracke des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers im Einvernehmen mit dem Landesdenkmalamt zu bekommen, beauftragte das Bezirksamt bereits im März 2013 ein Ingenieurbüro mit der Untersuchung der Bausubstanz der Wirtschaftsbaracke. Dieses ergab, dass die Wirtschaftsbaracke hochgradig mit Gift- und Schadstoffen kontaminiert ist: Asbest, krebserzeugende Fasern und mit Giftstoffen belastete Holzschutzmittel wurden hier festgestellt. Um den bisherigen Plänen des Landesdenkmalamts zu genügen, hätte die Baracke vollständig abgerissen, dekontaminiert und wieder neu aufgebaut werden müssen. Ein Unterfangen, bei dem die Original-Bauteile nicht zu erhalten gewesen wären. Erschwerend wäre hinzugekommen, dass die Baracke den Neubau der Clay-Schule wertvolle Ressourcen gekostet hätte. So beantragte das Bezirksamt am 24. Juli des Jahres den Abriss des eingeschossigen und vollständig unterkellerten Gebäudes. Aufgrund dieser schwerwiegenden Tatsachen lenkte das Landesdenkmalamt ein und genehmigte den Abriss der Baracke, allerdings müsse der Abriss umfänglich dokumentiert werden, so die Landesdenkmalschützer. Sie wiesen zudem das Gelände des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers als „archäologisches Verdachtsgebiet“ aus. So kann, wenn alles gut geht, frühestens 2016 mit dem Neubau der Clay-Schule begonnen werden. Die Kosten für den Abriss der Baracke und die Dokumentation muss der Bezirk als Verursacher tragen. Von daher wurde das Museum Neukölln mit der Federführung der Abrissdokumentation beauftragt.
Diese Vorgänge haben auch zur Folge, dass der Bezirk notwendigerweise weitere Mittel in die Instandsetzung des alten Standorts der Clay-Schule am Bildhauerweg investieren muss. Für Fenster und Sonnenschutz zum Wohl der Schülerinnen und Schüler sowie des Lehrpersonals sind 400.000 € geplant. Davon wurden oder werden jeweils 100.000 € in den Jahren 2012 und 2013 verbaut. Auch über 2013 werden diese Maßnahmen weitergeführt.
Stephanus Parmann
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