Erster Stolperstein in Rudow verlegt

18.06.2020 07:50 von Redaktion

Am Mittag des 17. Juni ist in der Fleischerstraße 6 Rudows erster Stolperstein verlegt worden. Der Stolperstein für den Arbeiter Otto Laube wurde auf Initiative von „Rudow empört sich. Gemeinsam für Respekt und Vielfalt" verlegt. Gegründet wurde sie gegen den heutigen Nazi-Terror in Rudow. Mit diesem Stolperstein will sie ein Zeichen setzen gegen die, die die NS-Geschichte leugnen beziehungsweise verharmlosen. Die Aktionsgemeinschaft Rudow (AG Rudow) ist Mitglied in der Initative. Von daher nahmen auch AG Rudow Vorstand Detlef Heintz (2. Vorstizender) und Vorstandsmitglied Peter Scharmberg an der Verlegung teil.

„Ich sterbe schwer, aber mit dem Bewusstsein, dass ich nicht gemordet habe." Diese Worte schrieb der Kriegsgegner Otto Laube aus Rudow in seinem letzten Brief am Tag seiner Hinrichtung am 5. Juni 1944. Weil er sich für die Beendigung des Krieges ausgesprochen hatte, war er von einem Kollegen denunziert und von Roland Freisler, dem Vorsitzenden des Volksgerichtshofs, zum Tode verurteilt worden.

Schon im Ersten Weltkrieg war Otto Laube als Deserteur zwei Jahre inhaftiert gewesen. Dass er auch unter der NS-Diktatur aus seiner Kriegsablehnung keinen Hehl machte, kostete ihn sein Leben.

76 Jahre nach Laubes Tod wurde also seiner mit einer Stolpersteinverlegung in der Fleischerstraße 6 im Rudower „Handwerkerviertel“ gedacht. Kooperiert hatte die Intivatiee Rudow empört sich mit Schülern des Geschichts- und Leistungskurs von Kimon Beltrop. Geschichtslehrer an der Otto Hahn-Oberschule, verlegt hat den Stein Michael Rohrmann.  Claudia von Gélieu von Rudow empört sich erinnerte an die Opfer der Brand- und PKW-Anschläge in Rudow und machte ihrer Trauer darum Luft, dass die Polizei bis heute keinen Täter dingfest gemacht hat. Zu Betroffenen der Anschläge gehören neben ihr auch Heinz-Jürgen-Ostermann, der SPD Bezirksverordnete Peter Scharmberg und Pfarrerin Beate Dirschauer, die der Stolpersteinverlegung beiwohnten. Auch Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) war vor Ort und bedauert die mangelnde Aufklärung der Anschläge. Er ehrte insbesondere die Arbeit und das Engagement der Schüler, die zu Otto Laube recherchierten und ihre Erkenntnisse vortrugen. Zuletzt arbeitete Otto Laube als Verkaufsfahrer bei der Schlüter Brotfabrik in Tempelhof in der Eresburgstraße 24. es war einer seiner Kollegen,d er ihn wegen kritischer Äußerungen über die NS-Politik, zu Hitler und zum Krieg denunzierte – der Untertanengeist war noch tief verwurzelt. Das führte dazu, dass Laube am 8. November 1943 verhaftet wurde. Der Denunziant beschuldigte Otto Laube und drei weitere Kollegen „im Betriebe eine regelrechte kommunistische Agitation" zu betreiben. „Sie bezeichnen den Führer als Lumpen, da er der Kriegstreiber sei und er müsste gehängt werden. Vorwiegend wird diese Agitation im Frühstücksraum und im Großlager in Gegenwart von den daselbst beschäftigten Ausländern betrieben. Da ich gegen diese Redensarten Stellung genommen habe, hat mich Laube sogar bedroht nach dem Umsturz als ersten aufzuhängen", sagte dieser aus. Ein Prokurist hatte den Kollegen zur Denunziation ermutigt und bezichtigte Laube des Diebstahls. Nun ging alles ganz schnell, wie üblich im  Nazi- Unrechtsstaat. Am 14. April 1944 wurde Laube vom 1. Senat des Volksgerichtshofes wegen Wehrkraftzersetzung und Vorbereitung zum Hochverrat verurteilt  (Verbrechen nach § 5 Abs. 1 Nr. 1 der Kriegssonderstrafrechtsverordnung KSStrVO, §§ 80, 83 Abs. 2, 73 STGB)  „Der Verurteilte hat sich Arbeitskameraden gegenüber wiederholt defaitistisch geäußert", hieß es  - Aktenzeichen 9 J 16.44 (1 H 73.44).

Am 23. Mai 1944 stellte Otto Laube ein Gnadengesuch, am 12.5.1944 bzw. 17.5.1944 seine Ehefrau. Alle wurden abgelehnt.  Am 5. Juni 1944 wurde er in Brandenburg-Görden hingerichtet. Er ist als Opfer des Faschismus anerkannt und  im Ehrenbuch für die im Zuchthaus Brandenburg-Görden ermordeten Antifaschisten vermerkt.  Seine letzte  Wohnadresse lautete Fleischerstraße. 8, Berlin-Rudow (heute: Fleischerstraße 6).

Mitgewirkt an der Umsetzung und der Verlegung haben Abiturientinnen und Abiturienten aus dem Geschichtsleistungskurs der Otto-Hahn-Schule in Neukölln.

Die Inschrift auf dem Stolperstein am letzten Wohnort von Otto Laube in der Fleischerstraße 6 in Rudow lautet:

HIER WOHNTE

OTTO LAUBE

JG. 1888

GEGNER DER NS-DIKTATUR

VERHAFTET 8.11.1943

MEHRERE GEFÄNGNISSE


VERURTEILT 14.4.1944


„WEHRKRAFTZERSETZUNG“


HINGERICHTET

5.6.1944


BRANDENBURG-GÖRDEN

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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