Graffiti-Aktionen in Rudow

09.01.2012 17:26 von Stephanus Parmann

Rudow ist weltoffen, kreativ und demokratisch

Junger Künstler

Sie besprühen in Alt-Rudow Verteilerkästen mit Graffiti und werden dafür auch noch gefördert, gelobt und geachtet. Richtig so. Rudower Jugendliche beendeten nun unter der Regie des Vereins Cultures Interactive ein Graffiti-Projekt, das im Herbst 2010 im Rudower Blumenviertel erfolgreich an den Start ging. Seit einigen Tagen liegt in den Geschäften der Aktionsgemeinschaft Rudow (AG Rudow) in Alt-Rudow ein Stadtplan aus, der die einzelnen  kreativen Rudower Aktionen für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sowie gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit beschreibt und illustriert.

Jugendliche aus dem Rudower Blumenviertel fingen im Herbst 2010 in ihrem Wohngebiet an, Verteilerkästen der Deutschen Telekom, Postablagekästen der Deutschen Post und Pegelkästen der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz zu neuem Glanz zu verhelfen. Ihre Mittel: Eine hervorragende Idee, Spraydosen und jede Menge Kreativität. In einer dreitägigen Aktion, die im Rahmen der Lokalen Aktionspläne gegen Rechtsextremismus stattfand, beseitigten sie Schmierereien von Rechtsextremisten, indem sie  die Kästen mit wunderschönen und zu den Straßennamen passenden Blumenmotiven besprühten. 2011 wurden die Graffiti-Aktionen an den Kästen fortgesetzt. Neben den Jugendlichen aus dem Blumenviertel beteiligten sich nun auch SchülerInnen der Matthias-Claudius-Schule und BesucherInnen des Jugendclubs am Neudecker Weg (NW80) an den Aktionen und lernten sich dabei gegenseitig kennen. Mitte Dezember 2011 wurde die Aktion in Alt-Rudow beendet. Gefördert wurde die Aktion durch das Bundesministerium für  Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Projekts „Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus“.

Ob Blumenviertel oder Alt-Rudow – die Rudower Bürger sind stark vernetzt und setzen kreative Mittel ein für ein eindeutiges Bekenntnis zu den demokratischen Grundwerten und der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland. Sie machen sich auf diese Weise stark für einen sozialen und demokratischen Rechtsstaat. Unterstützt wurden die künstlerisch-kreativen Aktionen stets durch die AG Rudow und ein breites, 2006 gegründeten Bündnis aus überparteilichen, überkonfessionell und multikulturellen Organisationen unter dem Dach des „Aktionsbündnis Rudow für Demokratie und Toleranz“. Ihm gehören neben den im Parlament vertretenen demokratischen Parteien, die Evangelische Kirchengemeinde Rudow, die IG Metall sowie verschiedene Vereine an.

Weitere künstlerische Projekte führten die Künstlerinnen Janna Schneewitta Rehbein und Anja Sommer aus, so das grüne Spinnennetz (2008), die Schaufenster- und Tragetaschenaktionen zum Thema demokratischer Grundbegriffe (2009-2010) und die „Suche nach dem Glück“ (2011).

Ein Netz aus grünen Wollfäden, das am 6. Dezember 2008 während der Rudower Adventsmeile über die „Rudower Spinne“ gewoben wurde, verhinderte einen Aufmarsch Rechtsextremer während der Rudower Adventsmeile und symbolisierte die Geschlossenheit des Rudower Bündnisses gegen Rechts und für Demokratie. Bei den Schaufenster- und Tragetaschenaktionen des Projekts „VIELFALT“ stand das Werteverständnis der Bürger im Mittelpunkt. Die Bürger waren hier aktiv durch Befragungen in die Projekte miteingebunden, was fruchtbare Diskussionen im Ort über die Wahrung der Grundwerte auslöste. Und bei der Suche nach dem Glück ging es darum, das Streben nach Glück als Grundrecht zu diskutieren.

Auch im Blumenviertel folgten als Antwort auf rechtsextreme Schmierereien und Gewalttaten  zivilgesellschaftliche Aktionen. So gründete sich die Anwohnerinitiative „Blütenvielfalt". Ihr Ziel ist die Förderung der Entwicklung gutnachbarschaftlicher Beziehungen zwischen Anwohnern mit und ohne Migrationshintergrund. Dafür fördert und organisiert sie kleine Feste und ist mit dem Aktionsbündnis vernetzt. Dank zunehmender Polizeipräsens um den Treffpunkt der rechten Szene im Blumenviertel sowie vielen einzelnen Kunstaktionen, die insbesondere auch von der AG Rudow mit unterstützt wurden, gelang es schließlich, eine weitere Eskalation der Zustände zu verhindern. Auch die Graffiti-Aktion, die durchweg positiv von den Bewohnern aufgenommen wurde, trug dazu wesentlich bei.

Text: Stephanus Parmann

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