07.05.2014 09:23 von Redaktion
Am 14. Mai 2014 wird der legendäre Berliner Swing-Gitarrist Coco Schumann 90 Jahre. In Rudow verbrachte er seine Kindheit. Hier ging der weltberühmte Jazzmusiker acht Jahre lang zur Schule, erzählte er während eines Besuchs im Hannah-Arendt Gymnasium in Rudow vor vier Jahren. Seinen 90. Geburstag feiert er mit vielen Gästen im Willy-Brandt-Saal des Rathauses Schöneberg. Es wird musiziert, gesungen, gelesen und geredet. Musikalisch zu erleben sind unter anderem Kalle Böhm (Saxophon, Flöte und Gesang), Sven Kalis (Schlagzeug), ein Kontrabassist, die Berliner Band „Weirdo Stompers“ und andere Überraschungsgäste.
Die Musik ist aus dem Theaterstück „Der Ghetto-Swinger“, das im September 2012 in den Hamburger Kammerspielen Premiere hatte. Im Herbst 2014 ist dieses Theaterstück nach der gleichnamigen Autobiografie von Coco Schumann in Berlin im Renaissance-Theater zu erleben: am 29. + 30. Oktober und 5. + 6. November 2014. Der Hauptdarsteller des jungen Coco Konstantin Moreth tritt anlässlich des 90. Geburtstages nicht nur als Gitarrist auf, sondern liest auch einen biografischen Text über Coco Schumann.
Gratulanten sind unter anderem Staatssekretär Björn Böhning, Chef der Senatskanzlei, Gregor Gysi, Steffen Kampeter, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Walter Momper, ehem. Regierender Bürgermeister von Berlin und die Bezirksbürgermeisterin von Tempelhof-Schöneberg Angelika Schöttler.
Coco Schumann wurde in Berlin geboren. Seine Mutter war Jüdin, sein christlicher Vater stammte aus einer Handwerkerfamilie. Schon in jungen Jahren lernte er sich durchzuboxen. Dabei half ihm die Musik. Coco, wie ihn eine französische Freundin nannte und er sich bis heute nennt, begann seine musikalische Karriere als 15-Jähriger am Schlagzeug, später als Gitarrist. Bis Anfang der 1940er Jahre spielte er als Gitarrist in Berliner Swing-Kellern und Nachtclubs, in Bars und Tanzdielen. Im März 1943 wurde er denunziert, verhaftet und nach Theresienstadt deportiert. Dort wurde er Schlagzeuger bei den „Ghetto-Swingern“. Er überlebte die Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und Dachau und kehrte im Juli 1945 nach Berlin zurück. Coco machte sofort wieder Musik und trat in vielen Bars und Shows auf. 1950 wanderte er mit seiner Frau Gertraud und ihrem Sohn nach Australien aus; 1954 kehrten sie wieder zurück nach Berlin. Danach gründete Coco Schumann seine eigenen Bands und wurde einer der erfolgreichsten deutschen Swing-Gitarristen. Er spielte unter anderem mit Marlene Dietrich, Ella Fitzgerald, Louis Armstrong und Helmut Zacharias. Erst in den 1990er Jahren begann er über seine Vergangen-heit zu sprechen. 1997 schrieb Coco Schumann seine Autobiografie „Der Ghetto-Swinger“.
Anlässlich des 90. Geburtstages erscheint im Berliner Lichtig Verlag die Sonderedition „Solange ich Musik mache, habe ich keine Zeit alt zu werden“ mit 90 Zitaten und Sprüchen von Coco Schumann sowie einer Best-of-Coco-CD von Trikont, die nur am 14. Mai verkauft wird. Herausgeberin dieser Sonderedition ist die Berliner Journalistin Bärbel Petersen, die Coco Schumann seit Jahren kennt. Seit 2006 ist sie Gastgeberein eines monatlichen Literatursalons in der Giesebrechtstraße 11 und Autorin des biografischen Albums über Coco Schumann, mit dem er in der Ausstellung „WIR WAREN NACHBARN“ im Schöneberger Rathaus gewürdigt wird.
Die Ausstellung mit Coco Schumanns biografischem Album ist am 14. Mai 2014 bis 19:15 Uhr geöffnet.
Das Programm der Geburtstagsveranstaltung im Willy-Brandt-Saal ist von Bärbel Petersen konzipiert worden, die auch den Abend moderiert. „Wir freuen uns sehr, dass Coco Schumann an seinem Geburtstag ins Rathaus Schöneberg kommt", betont sie. „Auf meine Frage an Coco, ob es schlimm sei 90 zu werden, antwortete er, schlimmer ist es, wenn man es nicht wird.“
Geburtstagsveranstaltung im Willy-Brandt-Saal des Rathauses Berlin-Schöneberg
14.05. 2014, 19:30
im Willy-Brandt-Saal des Rathauses Schöneberg
John-F.-Kennedy-Platz, 10825 Berlin, 19:30 Uhr, freier Eintritt
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