Rudow liest 2014 „DOCH HÖR NICHT AUF MICH”

03.03.2014 15:00 von Stephanus Parmann

Gina und Frauke Pietsch mit Liederabend zu Gast bei „Rudow liest 2014” in Alter Dorfschule

Gina Pietsch ist die Brecht-Interpretin schlechthin. Was passt da besser zu einem Literaturfest wie „Rudow liest 2014“, als die Chansonette zu einem weiteren Brechtabend nach Rudow einzuladen, denkt sich einer. Weit gefehlt, Gina Pietsch lebt den Brecht durch ihre ungeheure schauspielerische Bühnenpräsenz und ihre unwiderstehliche Stimme. Aber sie lässt sich nicht auf Brecht reduzieren. In ihrem neuen Programm „Doch hör nicht auf mich“ nimmt sie sich eines Themas an, das von der Antike bis heute immer wieder literarisch reflektiert wird: So dürfen sich die Besucher des Lieder-Abends freuen auf Mütter-Töchter-Lieder-Texte aus vier Jahrhunderten und sechs Ländern. Und was passt besser zu diesem Thema, als die eigene Tochter als Begleitung am Klavier mitzubringen? Nichts. Von daher ist Frauke Pietsch mit an Bord auf der Zeitreise durch das Liedgut um Mutter- und Tochter-Beziehungen. Vollständig wird das Ganze durch den geschärften Blick auf die Verhältnisse. Von daher kommen männliche Sichtweisen ebenso zum Zuge wie die weiblichen. Dafür stehen Songs oder Lieder von Robert Schumann bis hin zu Kurt Tucholsky, Reinhard Mey und Georg Kreisler auf dem Programm. Doch Gina Pietsch wäre nicht Gina Pietsch, wenn zum Schluss nicht doch der Brecht drin vorkommt. Von der „Kindesmörderin Marie Farra“ wird  Gina Pietsch singen, aber auch von Mutterns Hände (Kurt Tucholsky) und vom Leid einer Mutter, die sieht, wie die Zeit vergeht und sich vor dem Tag fürchtet, an dem ihre Tochter das Haus für immer verlässt, weil sie ihr eigenes Leben leben wird. Ein Lied aus dem Musical „Mamma Mia“ von Abba. Daneben zu hören sind Traditionals wie „Like a motherless child“ oder Songs wie „Ribbons undone“ von Tori Amos, eine wunderschöne Liebeserklärung einer Mutter an ihre Tochter, die sich danach sehnt, noch ein Kind zu bleiben, mit all der Geborgenheit, die eine liebende Mutter ihr geben kann. Doch ein Blick der Mutter in die Augen ihrer Tochter sagt ihr: „Der Kampf hat begonnen“, die Tochter wird erwachsen.

„Doch hör nicht auf mich“ ist Lied und Programm zugleich. Es geht ums Loslassen, ums älter werden der Töchter und der Mütter, die sehen, wie sie selber alt werden, mit jedem Zentimeter, den ihre Töchter wachsen, mit jedem Widerspruch, den sie ihnen entgegnen. Das Band zerreist, und doch bleibt es bestehen, mit Fragen der Töchter und Antworten und Fragen der Mütter, die aus Erfahrung sprechen. Und doch bei all den Fragen der Tochter „Wie war dein Leben, wie wird meins, was soll ich tun, was soll ich lassen, wann soll ich lieben, wann soll ich hassen“,  antwortet Hildegard Knef: „Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht.“

S.P.

„DOCH HÖR NICHT AUF MICH“

Mütter-Töchter-Lieder-Texte aus vier Jahrhunderten und sechs Ländern. Gesungen und gespielt von einer Diseuse und Mutter, Gina Pietsch, und einer Pianistin, Sängerin und Tochter, Frauke Pietsch. Ein Veranstaltung im Rahmen von „Rudow liest 2014“.

Eintritt: 6 € ; Mitglieder 4 € , Samstag 08. März 20.00 Uhr, Veranstalter: Alte Dorfschule Rudow e.V.

Veranstaltungsort: Alt-Rudow 60, 12355 Berlin, 660 683 10

 

 

 

 

 

 

 

Zurück

Einen Kommentar schreiben