Rudow liest am Sonntag - 03. April

13.03.2022 20:43 von Redaktion

Katharina Döbler kiest aus " Dein ist das Reich"

Ebenfalls in der Dorfkirche Rudow beginnt der Lesereigen am Sonntag um 15.00 Uhr. Mit „Dein ist das Reich“ legt Katharina Döbler einen Familienroman vor, der ein bislang stark vernachlässigtes Kapitel verdrängter deutscher Geschichte behandelt: Es geht nicht weniger als um christliches Sendungsbewusstsein, Kolonialismus und Rassismus. „Nie wollte ich die Geschichte meiner Großeltern aufschreiben. Sie war so behaftet mit Unglück und Sehnsüchten, dass wir, die Nachgeborenen, nichts damit zu tun haben wollten. Sie standen auf der falschen Seite: Sie waren Kolonialisten, und zwar überzeugte“, sagt sie. Dann aber packte sie doch die Neugier und sie hinterfragte die familiären Überlieferungen , indem sie alte „glattgeschliffene Anekdoten mit Archivmaterial“ verglich. Ihre Funde waren so „bizarr“, dass sie beschloss, ein Buch zu schreiben, auch weil die Kolonialgeschichte der Deutschen Südsee recht unbekannt ist. Bei der Recherche entrollt sich immer deutlicher die exotische Welt Neuguineas, in die ihr Großvater Johann als abenteuerlustiger Missionar auszog, um die Heiden im „Kaiser-Wilhelmsland“ zu bekehren. Dabei entpuppt sich die Südsee-Idylle allerdings als Hort der Bigotterie und des Chauvinismus, in der sich die Wege vierer eigensinniger Menschen – ihrer Großeltern – schicksalhaft kreuzen. Klug und mit feinem Humor zeichnet die Katharina Döbler nach, wie die große Weltgeschichte über das kleine Leben der Familie hinwegfegt.

Wer nach diesem Marathon anspruchsvoller Literatur noch Lust auf Lesung hat, tut gut. Denn um 17.30 Uhr bietet Sascha Reh am Sonntag in der Buchhandlung Leporello Kurzweil mit einer zitatgespickten Gaunerkomödie, die es in sich hat und in Neukölln spielt. Im Mittelpunkt steht der Sozialarbeiter Carsten Wuppke, der großes Talent besitzt, sich selbst in Schwierigkeiten zu bringen. Zumal wenn er sich zuerst an einer Supermarktkasse mit einem Polizisten anlegt, und sich dann gleich noch einen Roller „ausborgt“, der dem Clanchef Ali alSafa gehört, der in seinen Kreisen der „Chinese“ genannt wird. Prompt kommt Wuttke ungewollt ins Geschäft: Zunächst soll er Ali alSafas Jungs in gewaltfreier Kommunikation coachen. Danach wird ihm vom Clanchef nahegelegt, ein krummes Immobiliengeschäft auf Sylt für ihn zurechtzubiegen, das mit dem Naturschutz und dem Bürgermeisterwahlkampf in Konflikt steht. Aber mit Konflikten kennt Wuppke sich aus ,denkt er zumindest, bis er auf die Familie des obersten Naturschützers und Bürgermeisterkandidaten trifft. Als ihm der „Chinese“ auch noch seine Leute auf den Hals jagt, wird es brenzlig für Wuppke. Die Geschichte punktet mit Sprachwitz und absurder Situationskomik, während sich der Held mit Eloquenz und Chuzpe durch die Inselhalbwelt mauschelt. Wer allerdings Einblick in die echte Clanwelt Neuköllns bevorzugt, bekommt einen Geschmack davon in der Lesung von Falko Liecke, die eine halbe Stunde später, und zwar um 18.00 Uhr im Casino der Sportanlage in der Stubenrauchstraße, Eingang in der Neuköllner Straße 277, stattfindet. Liecke liest aus seinem mit Co-Autor Hannes Rehfeldt verfassten Buch „Brennpunkt Deutschland“. Im Mittelpunkt des Buches steht der Bezirk Neukölln mit all seinen Problemzonen. Neben Clans, sind Lieckes Themen Armut und Extremismus von allen Seiten. Liecke war mehr als ein Jahrzehnt Stadtrat für Jugend und Gesundheit, bekleidet nach der Wahl 2021 den Posten des Stadtrats für Soziales und ist derzeit stellvertretender Landesvorsitzer der Berliner CDU. S.P.

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