Rudow liest war Riesenerfolg - Gottschalk kam

10.03.2015 21:52 von Stephanus Parmann

Herbert Feuerstein und Thomas Gottschalk bei Rudow liest Foto: @ S. Parmann

Das diesjährige Lesefestival „Rudow liest“ bot nicht nur den Rahmen für phantastische und preisgekrönte Autoren, sondern auch die Bühne für große Überraschungen. So kamen zu den 12 Lesungen Hunderte von Menschen, die für ausgebuchte Veranstaltungsorte sorgten. Außerdem brachte der diesjährige Star, der Entertainer, Journalist und Kabarettist Herbert Feuerstein, zu seiner Lesung einen Überraschungsgast mit.

Schon die Eröffnungslesung von Rudow liest in der Stadtteilbibliothek an der Clay Schule war von Erfolg gekrönt. Zum einen, weil Rudow liest in diesem Jahr zum ersten Mal von der designierten Bezirksbürgermeisterin und amtierenden Kulturstadträtin Dr. Franziska Giffey eröffnet wurde. Zum anderen, weil gut 45 Zuhörer einen aufschlussreichen Abend mit der Rudower Sachbuchautorin Martina Fontana erlebten und mit der Lesung „Voll auf Zucker. Wie Sie die Sucht nach Süßem überwinden“ Nützliches zum Thema Zucker erfuhren. Heinz Jürgen Ostermann von der Buchhandlung Leporello, der Rudow Liest vor Jahren initiiert hatte, versprach also nicht zu viel, als er die Gäste begrüßte, einen interessanten Abend wünschte und ein schönes Lesefest ankündigte. 

„Rien ne vas plus“, nichts geht mehr, hieß es auch bei der 2. Lesung in der Buchhandlung Leporello, bei der kein Stuhl mehr frei war. 90 Menschen kamen, um die Lesung der Berliner Lokalgröße –ky, alias Horst Bosetzky, zu erleben. Bosetzky unterhielt mit seinem Mutterwitz die Zuhörer bestens mit Neuköllner Geschichten aus seinem autobiografischen Buch „ky´s Berliner Jugend: Erinnerungen in Wort und Bild“.

Der Anfang war also schon vielsprechend – und es sollte so weiter gehen. Egal wo die Rudow liest-Besucher hinblickten. Überall gab es spannende Lesungen mit einem lebendigen Austausch zwischen Zuhören und den Autoren. Das war bei der ausgebuchten Lesung der jüdischen Schriftstellerin Adriana Altaras am kommenden Tag ebenso der Fall wie bei der Lesung von Vanessa del Rae in der Boutique Open Air. Beide Frauen präsentierten Themen, über die man hierzulande nicht allzu gerne spricht, aber offen sprechen sollte. So dachte Adriana Altaras bei der Lesung aus ihrem neusten Buch „Doitscha. Eine jüdische Mutter packt aus“, kritisch über ritualisierte Formen der Erinnerungskultur und das Gedenken an die Progromnacht am 09. November 1938 und den Holocaust nach, und Vanessa del Rae näherte sich dem Tabuthema Sex im Alter mit ihrer Lesung aus „Sex de Luxe. Sinnlich älter werden“ auf würdige Weise.

Höhepunkt von Rudow liest 2015 war natürlich der Auftritt von Herbert Feuerstein im Gemeindesaal der Evangelischen Kirchengemeinde Rudow vor 200 Menschen. Herbert Feuerstein las aus seinem Buch „Die neun Leben des Herrn F.“ Dabei wurde eines klar: Der gute Mann überlebte nicht nur seine Salzburger Kindheit und seine Musikausbildung am Salzburger Mozarteum mit Hilfe des Humors, sondern er meisterte damit auch seine weiteren Leben und die Lesung in Rudow. Allerdings war ihm auch dort immer noch anzusehen, dass sein Versuch, in Salzburg aufzuwachsen, mit einer Körpergröße von 1,65 endete. Besonders augenfällig wurde dies, als der kleine Herbert Feuerstein den großen Thomas Gottschalk auf der Bühne begrüßte. Da war das Publikum aus dem Häuschen. Doch die Hauptrolle blieb auch dann noch bei Herrn F. Herrlich trug er vor, was er im Leben alles zu erleiden hatte, doch man ahnt es: Tief im Innersten dieses Herrn F. gibt es auch einen Schelm, der allzu gerne austeilt und den „Stachel der Spottlust“, der mit einem Widerhaken versehen ist, ansetzt. Dies im Sinn, hielt sich Herr Gottschalk zurück und konnte es nicht verbergen, dass ihm das, was er hörte, gefiel. So schmunzelte und lachte er mit dem Publikum über den vortrefflichen Vortrag von Herbert Feuerstein. Auch wurde ihm klar, wie kurzweilig 90 Minuten sein können. So sammelte Thomas Gottschalk durch das Auftreten von Herrn F. wertvolle Erfahrungen, die ihm sicherlich zu Gute kommen, wenn er mit seiner Biografie „Herbstblond“ demnächst auf Lesereise geht.         

 

 

 

 

 

 

     

 

 

 

 

 

 

 

 

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