Rudower Heimatvereins - 30 Jahre Mauerfall im Berliner Süden

08.11.2019 13:22 von Stephanus Parmann

BU: August 1967: Blick von der Massantebrücke in Richtung Johannisthal. Ausschnitt einer Infotafel vom ARCHIV: Freundeskreis Heimatgeschichte Treptow -AG Johannisthal

Betonelemente, Spurensicherungsstreifen, Kolonnenwege, Beleuchtungsanlagen für den Nachteinsatz und Panzersperren – so sah noch im Jahr 1989 der Bereich aus, an dem seit 2005 die Bundesautobahn A113 verläuft, die vom Dreieck Neukölln parallel zum Teltowkanal über Adlershof und Rudow zum Schönefelder Kreuz und dem Berliner Ring verläuft. Der Rudower Heimatverein dokumentiert nun zum 30jährigen Jubiläum des Mauerfalls  anhand von Infotafeln die Wendezeit in der Ausstellung: „30 Jahre Mauerfall im Berliner Süden“.

Die Autobahn A113 unterquert die Rudower Höhe und streift den Berliner Eisenbahnaußenring zwischen Rudow und Schönefeld. Südlich der Rudower Höhe, einer ehemaligen Mülldeponie, verlief von einer Radarstation der US-Streitkräfte der Berliner Spionagetunnel zur Schönefelder Chaussee in Altglienicke im sowjetischen Sektor der geteilten Stadt. Der Tunnel diente der  amerikanischen und britischen Geheimdienst , um Zugang zu jenen Telefonkabeln zu bekommen, die von den sowjetischen Streitkräften in der DDR für ihre Kommunikation genutzt wurden. Die Zeit der Mauer war auch die Zeit des Kalten Krieges, der von  1947 bis 1989 dauerte. Der Bau der Mauer am 13. August 1961 zementierte den Kalten Krieg und teilte Deutschland endgültig bis zum 9. November 1989, dem Tag, an dem die friedliche Revolution die Mauer einriss. Am Mauerweg steht heute eine Informationstafel, die von der Geschichte des Spionagetunnels im Kalten Krieg erzählt. Eine düstere Zeit. Traurige Geschichten begleiten diese Epoche der Deutschen Geschichte, die dem Ende des Naziregimes mit dem Holocaust und dem II. Weltkrieg folgte. Sie spielten sich auch in der Nähe des ehemaligen Grenzübergangs Waltersdorfer Chaussee ab. So auf der Höhe der Ost-Berliner Rheingoldstraße (heute Lutz-Schmidt-Straße).  Am 12. Februar 1987  hat sich hier am Rande des Landschaftsparks Rudow Alt-Glienicke eine dramatische Flucht abgespielt. Lutz Schmidt und Peter Schulze  waren an diesem Tag ins Grenzgebiet gefahren, um bei Nebel und schlechter Sicht über die hintere Sperrmauer und mehrere Zäune zu klettern, um nach West Berlin zu gelangen. Doch an der „Vorderlandmauer“ wurden sie von DDR-Grenzsoldaten gesichtet, die das Feuer eröffneten - . Peter Schulze erreicht West-Berlin, Lutz Schmidt wurde tödlich getroffen. Das alles spielte sich nur 2km vom U-Bahnhof Rudow ab. In diesem Abschnitt der ehemaligen Grenze erinnern Informationsstelen an Opfer an der Berliner Mauer: Siegfried Widera und Georg Feldhahn, Nähe Massantebrücke; Dieter Berger, Michael Kollender und May Sahmland, Nähe Ernst-Ruska-Ufer; Horst Kutscher und Johannes Sprenger, Nähe Hornkleepfad; Lutz Schmidt sowie Christel und Eckard Wehage, zwischen Waltersdorfer Chaussee und Friedensstraße. Am ehemaligen Grenzübergang Waltersdorfer Chaussee, wo heutet eine Etappe des Mauerwegs endet, begann die Öffnung der Mauer am 9. November 1989. Hier fiel der erste Schlagbaum zwischen Ost und West, wie der einstige Grenztruppen-Oberstleutnant Heinz Schäfer im Oktober 2009 in der ZDF Sendung „Der schönste Irrtum der Geschichte – Wie die Berliner Mauer wirklich fiel“, berichtete. Der 1963 geschaffene Grenzübergang an der Waltersdorfer Chaussee diente einst West-Berlinern und Bürgern der Bundesrepublik Deutschland sowie Ausländern als Übergang zum Flughafen Schönefeld. Erst 1985  konnten Busse mit  Flugreisenden aus West-Berlin den Übergang ohne Wartezeit passieren und in der Transithalle des Flughafens Schönefeld die Passkontrolle absolvieren.

Die Ausstellung des Rudower Heimatvereins zeigt Fotos und Dokumente aus der Mauer- und Wendezeit und dokumentiert anhand eines Modells der ehemaligen Grenzanlagen, wie gefährlich und extrem schwierig es war, diese Grenze mit dem Todesstreifen, die den Westen vom Ostblock trennte, ohne Schaden zu überwinden. Dabei werden auch die Besucher der Ausstellung Teil der Ausstellung sein. Denn eines ist sicher. Viele Rudower, die diese schmerzliche Zeit erlebt haben, werden ihre Geschichten aus der Mauer- und Wendezeit erzählen und miteinander ins Gespräch kommen. So wie Manfred Ziemer, der langjährige Vorsitzende des Rudower Heimatvereins. Er wunderte sich am Morgen des 10. November 1989, dass so viele Menschen im Bereich U-Bahnhof Zwickauer Damm standen und sich bunte Werbeplakate anschauten. Ziemer fuhr gerade zur Arbeit ins Bezirksamt Wedding, um eine Deutsch- Französische Briefmarkenausstellung mit zu eröffnen. Doch daraus wurde nichts. Schabowskis berühmte Presskonferenz hatte Ziemer verpasst, weil er am Vorabend nicht Fernsehen schaute. Nichtsahnend vom historischen Ereignis kam Ziemer im Wedding an, um zu sehen, wie der Saal der Bezirksverordnetenversammlung, wo die Ausstellung stattfinden sollte, gefüllt war von Menschen, die ihr Begrüßungsgeld in Höhe von 100 DM abholten. Wie es unmittelbar nach dem Mauerfall in Rudows Straßen aussah, erfahren die Besucher der Ausstellung. Ausgestellt wird auch Mauerkunst von der Großziethener „Galerie und Kunsthof Mattiesson.“ Auch der Heimatforscher Gerd Kretschmer aus Großziehten sowie der „Freundeskreis Heimatgeschichte Treptow, AG Johannisthal-Adlershof“ steuerten Exponate zu dieser spannenden Ausstellung bei.

 Der Rudower Heimatverein Ausstellung präsentiert:

30 Jahre Mauerfall im Berliner Süden

Beginn 9. November 2019, 11.00 Uhr, Dauer: bis 15. Dezember 2019

Öffnungszeiten Sa und So 10.00 - 16.00 Uhr

Für Gruppen sind nach Anmeldung gesonderte Besuchszeiten möglich

Anmeldung bei Ziemke unter der Rufnummer: 030 / 23 92 83 67.

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