15.12.2021 21:57 von Stephanus Parmann
Die Aktionsgemeinschaft Rudow (AG Rudow) trauert um Sabine Zannoni. Ihre ehemals langjährige Vorsitzende verstarb am 24. Oktober 2021 im Alter von 68 Jahren nach langer schwerer Krankheit.
Sabine Zannoni war Inhaberin der in Rudow beliebten Modeboutique BINES in Alt-Rudow. Als weitsichtige Unternehmerin gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern der im Jahr 1997 gegründeten AG Rudow. Rudows Geschäftsleute wollten dem neu geschaffenen Einkaufszentrum Gropiuspassagen etwas entgegensetzen und haben es bis heute geschafft. Dafür, dass Rudows Ortsteilzentrum kein Ort ohne Gastronomie, Geschäfte und breit angelegter Nahversorgung, quasi ein seelenloser Ort geworden ist, dafür gebührt Sabine Zannoni große Anerkennung. Das hat man auch weit über Rudow hinaus erkannt. So wurde Sabine Zannoni 2013 für ihre Verdienste um Rudow vom Bezirk mit der Neuköllner Ehrennadel auf Schloss Britz geehrt. Zur 20-Jahrfeier der AG Rudow im Juni 2017 erhielt sie in Abwesenheit den Titel Ehrenvorsitzende.
Von 2005 bis 2013 war Sabine Zannoni Vorsitzende der AG Rudow, die sich bis heute für den Erhalt und die Stärkung des Ortsteilzentrums Alt-Rudow sowie für Rudow einsetzt. In den acht Jahren als Vorsitzende der AG Rudow hat sie es zusammen mit ihren Mitstreitern vermocht, dem Rudower Ortskern ein modernes Image zu verleihen, ohne dass der dörfliche Charakter verloren gegangen ist. Einer, der mit ihr als 2. Vorsitzender des Vereins jahrelang mit an der Spitze stand, ist Soran Ahmed, der noch vor nicht allzu langer Zeit den REWE in Alt-Rudow leitete. Er lernte Sabine Zannoni kennen, als er in Alt-Rudow 2005 mit dem BOLLE Markt startete. „Bine, wie sie von uns Mitglieder in der AG Rudow liebevoll genannt wurde, hat schnell erkannt, dass ich, noch recht jung, ein wenig Tatendrang hatte und mich in Rudow ein bisschen profilieren wollte. Mit ihrer charmanten Art hat sie mich schnell für ihren Verein gewonnen. Sie war ungemein tatkräftig. Hat auch so schnell nicht „locker“ gelassen bei Gesprächen. Im Sprachgebrauch elegant, sympathisch und zielorientiert, hat sie mich schnell in ihre Gedanken und Ideen involviert und mich begeistert, Rudow ein Stück weit mit zu gestalten. Sie war sehr demokratisch, aber nicht parteiorientiert. Vorrang hatte stets „ihr“ Verein. Wenn Sie Ideen hatte, versuchte ich, diese von einer praktischen Sehweise her zu relativieren, um die Machbarkeit auszuloten. Doch sie war der Ideengeber, stets kreativ und handlungsorientiert“, sagt Soran Ahmed über sie und ergänzt, dass sie Konflikten nicht aus dem Weg gegangen ist. „Es gab schon manche Streitthemen auf manch einer Vereinssitzung. Bine blieb aber immer sachlich und hat Vereinsarbeit von beruflichem und privatem Leben getrennt“. Auch der amtierende Vorsitzende der AG Rudow Andreas Kämpf, alias „Curry Paule“, würdigt die Arbeit und Persönlichkeit seiner Vorgängerin. „Die AG Rudow und die Rudower Bürger haben Sabine Zannoni viel zu verdanken. Ich habe sie als eine taffe und durchsetzungsstarke Unternehmerin kennengelernt, die die AG Rudow maßgeblich geprägt hat. Sie hat für die Interessen der AG Rudow und der Rudower Bürger gekämpft, war für jeden ansprechbar und hat vorausschauend und weise agiert. Wir werden ihr Andenken in Ehren halten und in ihrem Sinne die AG weiter führen“, verspricht er.
Klarheit, Fairness, Transparenz, diplomatisches Geschick und Konsequenz – das waren Sabine Zannonis Tugenden, wenn es um das Erreichen von Zielen für das Rudower Ortsteilzentrum ging. Und damit hat sie viel erreicht. In ihre Vorstandszeit fiel der 3-jährige Straßenausbau von Alt-Rudow, der die Attraktivität des Ortsteilzentrum maßgeblich verbesserte und die Aufenthaltsqualität steigerte. In der für die Geschäftsleute schwierigen 2 ½ jährigen Straßenbauzeit hat sie mit einem glänzenden Baustellenmanagement und vielen Aktionen dafür gesorgt, dass die Geschäfte weiter gut liefen. In ihrer Zeit als Vorsitzende konnte sie auch eine langfristige Kooperation mit dem Kulturamt und der Universität der Künste (UdK) mit zahlreichen image-pflegenden Kulturprojekten entwickeln. Nicht zuletzt hat sie sich für die Gründung der Alten Dorfschule Rudow als Kulturinstitution von Anfang an stark gemacht. Darüber hinaus hat sie zusammen mit den UdK-Künstlern überparteilich kreative und demokratiefördernde Projekte entwickelt, um dem in Rudow gewaltsamen Rechtsextremismus entgegenzutreten, um Schaden von Rudows gutem Image abzuwenden. Die Rudower Meilen, die Weihnachtsbeleuchtung, die Erneuerung der Straße Alt-Rudow mit professioneller Boule-Bahn im Ortskern waren Schwerpunkte ihrer Arbeit. Des Weiteren engagierte sie sich zusammen mit den Mitgliedern der AG Rudow letztlich erfolgreich für die Busanbindung von Alt-Rudow und die Präsenz von Rudow im Internet – all dies und vieles mehr gäbe es ohne Sabine Zannonis Zutun, ihre kreativen Ideen und ihren unermüdlichen Einsatz nicht. Mit Mut, Offenheit, Herzenswärme und Charme sowie Hartnäckigkeit und Durchsetzungskraft in der Sache hat Sabine Zannoni Rudow für die Zukunft fit gemacht und nachhaltig positiv geprägt. Ein Projekt, das sie mit UdK Künstlern in Rudow durchführte, hieß „Was ist Glück?“ Sabine Zannoni war ein Glücksfall für Rudow. S.P.
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